Schule on air: Mit dem Mikro rund um Wutha-Farnroda unterwegs Regelschüler*innen erleben Tiere und Menschen in Aktion
Schon lange waren die zehn Schülerinnen und Schüler der Regelschule Wutha-Farnroda nicht mehr so viel unterwegs: Hinter ihnen liegen Monate ohne Präsenzunterricht, Exkursionen und Ausflüge mit der Klasse. Und weil dieses Schuljahr so besonders war, hat das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport in den Sommerferien Bildungsprojekte wie dieses in Wutha-Farnroda ermöglicht. In Kooperation mit der Kindersprachbrücke Jena e.V. und mit technischer Unterstützung durch das Wartburgradio in Eisenach entstand das Projekt „Schule on air“. Vom 23. bis 27. August waren 10 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5, 6 und 7 der Staatlichen Regelschule Wutha-Farnroda mit dem Mikro in ihrer Gemeinde unterwegs. Begleitet wurden sie von den zwei TeamTeacherinnen der Schule, Nadine Wattenbach und Ellen Buchberger, sowie der Studentin Nastassja Groos.
Auf ihrer Wutha-Farnroda-Tour hat die Gruppe spannende Orte und interessante Menschen entdeckt. So wie Sylvio Koch, der nicht nur Imker, sondern auch Feuerwehrmann aus Leidenschaft ist und den die Gruppe gleich zweimal besuchte. Am Montag traf man sich an den acht Beuten, den Holzkästen, in denen die Bienenvölker leben, ganz in der Nähe der Hörselberghalle. Die Kinder waren besonders erstaunt über die Tatsache, dass Honig mehrfach verdaute Bienennahrung ist, die der Mensch nicht künstlich herstellen kann und die so viele gesunde Bestandteile enthält wie kaum sonst ein Nahrungsmittel. Herr Koch beantwortete im strömenden Regen alle Fragen: Woher wissen die Bienen, wer Königin sein darf? Und was machen die Bienen eigentlich im Winter, wenn es kalt wird und es keine Nahrung gibt? Und er lud die Kinder in seine kleine, aber feine Imkerei ein, führte die Schleuder vor, erklärte die Unterschiede zwischen den einzelnen Honigsorten und machte klar: Jedes Glas Honig ist mit unglaublich viel Arbeit und Liebe zu den Tieren verbunden.
Mit mindestens genauso großer Begeisterung schaffte es Sylvio Koch zusammen mit seinem Kameraden Tobias Presler am Donnerstag, die Kinder für die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinde Wutha-Farnroda zu begeistern. Da wurden Fahrzeuge und Gerätschaften gezeigt und deren Funktionsweisen vorgeführt, es wurde erklärt, wo die Feuerwehr im Einsatz das Wasser herbekommt, wie wichtig klare Absprachen für einen reibungslos verlaufenden Einsatz sind, und dass der beste Feuerwehrmann nur im Team ganze Arbeit leisten kann. Sylvio Koch verschwieg seine Angst nicht, die er zum Beispiel beim Hochwasser-Einsatz im Ortsteil Mosbach hatte. Aber er betonte, dass es ein großes Glück sei, dort helfen zu können, wo Menschen in Notsituationen geraten und wie wichtig ein solches Ehrenamt ist.
Am Dienstag gehörten Kindern und Begleiterinnen bei erfrischenden 20 Grad Wassertemperatur eine tolle Rutsche, ein Sprungturm und über 1000 Quadratmeter Wasserfläche. Maik Michael, Fachangestellter für Bädertechnik, führte die interessierte Gruppe durch das Schwimmbad der Gemeinde im Ortsteil Mosbach. Hier wurde nicht nur die Frage geklärt, warum zu wenig Chlor im Wasser der Grund für brennende Augen ist, sondern auch, warum das Wasser im Winter nie ganz abgelassen wird. Beim Blick auf die riesige High-Tech-Anlage unter dem Schwimmbad konnten die Kinder den Kreislauf des Wassers vom natürlichen Zufluss über die moderne Filteranlage hinein ins Becken und wieder heraus sehr gut nachvollziehen. Und am Ende gab es natürlich jede Menge Spaß im Wasser.
Der Mittwoch stand ganz im Zeichen der Sagen und Mythen: Mit Anna Schieck, der Leiterin des Hörselbergmuseums, starteten Kinder und Pädagogen am Bahnhof Schönau. Unterwegs erzählte Anna Schieck an den jeweiligen Orten die passenden Geschichten. So kannten die Schüler*innen am Ende des Tages jenen Hirten, dessen Gebeten das Jesusbrünnlein zu verdanken ist, wussten um die wilde Ehe von Tannhäuser und Frau Venus und gruselten sich ein wenig beim Gedanken an die gespenstischen Gestalten, die Sättelstädt zu seinem Namen verholfen haben.
Annerose Wiesenburg ist mit Tieren aufgewachsen und hat ihre Liebe zu ihnen vor einigen Jahren wiederentdeckt. Und so leben auf ihrem Grundstück in Farnroda zehn Gänse und viele Hühner verschiedener Rassen direkt am Erbstrom. Diesem kleinen Paradies statteten die Kinder am Freitag einen Besuch ab, erfuhren, dass der Mensch in der Massentierhaltung Gänsen das Brüten abgewöhnen kann und wie mühsam es für die Gans ist, ihrer eigenen Natur wieder auf die Spur zu kommen. Außerdem ging es darum, wie man Wühlmäusen zu Leibe rückt, wie Hühner und Gänse vor Greifvögeln, Wildkatzen und Füchsen geschützt werden können und welche positive Rolle dabei Krähen und Raben spielen. Selbstverständlich gab es Eier – von verschiedenen Hühnern in unterschiedlichen Farben und doch mit gleichem Inhalt.
Am Ende der Woche erstellten die Schüler*innen gemeinsam mit Nastassja Groos ein Hör-Tagebuch. Aus den Mitschnitten der einzelnen Tage entstand unter Anleitung ein Beitrag zu den Erlebnissen dieser Woche, der bald im Wartburgradio zu hören sein wird.
Die Kinder sammelten in dieser Woche aber nicht nur Töne, Geschichten und Geräusche, sondern gingen mit dem Bewusstsein nach Hause, dass es in Wutha-Farnroda eine Menge zu entdecken gibt: spannende Hobbys jenseits der digitalen Welt, Menschen, die für ihre Interessen brennen und Andere begeistern können.