
Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, beteiligten sich 17 Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 der Regelschule Wutha-Farnroda an einem eindrucksvollen Arbeitseinsatz an der Gedenkstätte Erlengräben. Unter Anleitung ihres Klassenlehrers Pierre Schmiedeknecht und begleitet von Prof. Dr. Hans-Jörg Lessig, Frau Johanna Helch und Dr. Jessica Lindner-Elsner reinigten die Jugendlichen die Anlage und setzten sich mit der Geschichte des Ortes auseinander.
Die Gedenkstätte Erlengräben ist Grabstätte und Massengrab für mehr als 450 sowjetische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkriegs unter unmenschlichen Bedingungen für den Rüstungsbetrieb BMW arbeiten mussten. Viele von ihnen stammten aus Russland, der Ukraine und Weißrussland – junge Männer, Frauen, aber auch Kinder, die gegen ihren Willen nach Deutschland verschleppt wurden. Die meisten der hier Bestatteten starben in der Quarantänestation Wutha-Farnroda an Krankheiten, Entkräftung oder Misshandlungen. Andere wurden tot in Wäldern oder an Wegen aufgefunden – oftmals achtlos entsorgt.
Die Schüler erfuhren bei ihrem Einsatz nicht nur von den historischen Fakten, sondern spürten auch die menschliche Dimension dieses Verbrechens. Beim Lesen der Namen und Altersangaben auf den Tafeln wurde ihnen deutlich: Viele der Opfer waren kaum älter als sie selbst – manche gerade einmal 16 oder 17 Jahre alt. Das jüngste dokumentierte Opfer war ein einjähriges Kind.
Die Reinigung der Gedenkstätte ist seit Jahren fester Bestandteil im Schulkalender – nicht nur als pflegerische Aufgabe, sondern als bewusstes Zeichen des Erinnerns. Gerade zum 80. Jahrestag des Kriegsendes betonten die Begleitpersonen die Verantwortung, die aus dem Wissen um diese Geschichte erwächst.
Doch der Tag war nicht nur dem stillen Arbeiten gewidmet. In einer kurzen Gedenkzeremonie sangen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam ein Lied des Friedens und der Hoffnung. Anschließend legten sie rote Rosen auf die Gräber – ein symbolischer Akt der Würde, des Respekts und der Verbundenheit über Generationen hinweg.
Der Einsatz der Schülerinnen und Schüler wurde von allen Beteiligten mit großem Lob gewürdigt. Ihr Engagement zeigt, wie wichtig es ist, Geschichte nicht nur im Klassenzimmer, sondern mit Kopf, Herz und Hand zu begreifen.
